Eine Premiere auf dem Fröhnerhof in Mehlingen bei Kaiserslautern: Das Team um die Familie Labes richtete erstmals eine Dressur-Landesmeisterschaft aus und begeisterte die Reiter rundum: „Es war eine wunderschöne Landesmeisterschaft“, sagte die neue Amateurmeisterin Simone Becker. „Bessere Bedingungen gibt es kaum und alle waren unglaublich freundlich und hilfsbereit.“ Auch Fritz Müller, seit März Präsident des ausrichtenden Pferdesportverbandes Rheinland-Pfalz, lobte die Pferdefreunde Fröhnerhof: „Das war eine tolle Veranstaltung. Ihr habt Maßstäbe gesetzt.“
Geprägt waren die Meisterschaften von vielen neuen Gesichtern auf dem Treppchen, auch brachte der Finaltag noch einige Überraschungen. Eine Titelverteidigung gelang Claudia Rassmann bei den Reitern. Die 49-Jährige vom RC Hofgut Petersau ritt in allen drei S-Prüfungen vorne mit, gewann die abschließende S**-Kür mit ihrer Stute Tiffany und holte sich damit wie im Vorjahr die Meisterschärpe. Zwei Jahre reitet sie nun für den rheinland-pfälzischen Verband, zweimal war sie Landesmeisterin – eine gute Bilanz für die in Hessen lebende Reiterin. Auf dem Treppchen folgten zwei Reiterinnen des RSV Rheinhessen-Mitte: Silber ging an Hannah Milena Rother mit Santiago de Chile, die Sieger der zweiten S*-Wertung, Bronze an Sophie Stilgenbauer mit Fiderhall, die damit ihr umfangreiches Medaillenkonto auf Landesebene weiter füllte.
Sechs Reiter stellten sich der Grand Prix-Wertung, die aus zwei S***-Prüfungen bestand: der Intermediaire II, die Jovanca Marie Kessler (RZFV Oberwesterwald) mit Frandanus gewann, und dem Kurz-Grand Prix, in dem sich Dr. Katja Galmbacher (RSG Barbarossa Kaiserslautern) mit DSP Scarosso durchsetzte. Am Ende reichte es knapp für die 29-jährige Jovanca Marie Kessler, die im Vorjahr ihr Goldenes Reitabzeichen erhielt und bis 2021 im Fahrsport bis zur Klasse S erfolgreich war. Vize-Meisterin wurde Dr. Katja Galmbacher, Bronze gewann Kesslers Vereinskollege und Trainer Marcel Kanz mit Brad Pitt OLD.
Amateure im Fokus
Gleich drei Touren waren für die Amateure ausgeschrieben: Die LM-Masters auf L-Niveau gewann Sophia Kloos (RFV Zweibrücken) mit My Mamba vor Jana-Kristin Klag-Ferdinand (Zellertal-Donnersberger RFV) mit Damon Deluxe und Luca Sieber (RFV Zweibrücken) mit Filou de Paris. Im Amateurchampionat auf M-Niveau qualifizierte sich die Siegerin direkt für das Deutsche Amateurchampionat im September in Münster – darauf darf sich nun Prof. Dr. Britta Rathje (RFV Mainz-Gonsenheim) freuen. Die Hochschulprofessorin für Rechnungswesen und Controlling gewann die zweite und die dritte Wertung mit ihrem Domingo G und siegte damit am Ende vor Susanne Moser (RFV Lautertal) mit Quite Cantus D und Annalisa John (RFV Rodenbach) mit Frisco.
Neu war die Amateurmeisterschaft auf S*-Niveau, ebenfalls mit direkter Qualifikation für die Deutsche Amateurmeisterschaft, die Simone Becker (RFV Mainz-Ebersheim) mit Fleur Rouge vor Alexander Spohr (ZRFV Altenkirchen) mit Diabolo WL für sich entschied. Letzterer hatte mit seiner Hardrock-Metal-Kür Akzente gesetzt. „Mal nicht ‚König der Löwen‘“, kommentierte Sprecher Kai Motzkus trocken. Die dritte Teilnehmerin der Meisterschaft hatte auf den Start in der Kür verzichtet und kam damit nicht aufs Treppchen.
Zufriedenstellende Starterfelder
Im Nachwuchsbereich waren die Starterfelder zufriedenstellend gefüllt, Landestrainer Bruno Eidam war an allen Tagen vor Ort und sichtete seine Reiter für die Deutschen Jugendmeisterschaften (DJM) und die Lehrgänge zum Bundesnachwuchschampionat. Im Pony-Nachwuchschampionat erarbeitete sich Lou-Ella Best (RV Kannenbäckerland) die beste Ausgangsposition: Mit Golden Sunlight gewann die Zwölfjährige beide Wertungen und wurde überlegen neue Championesse vor Charlotte Morsey (RC Hofgut Petersau) mit Anjershof Harmony, die sich wiederum nur knapp vor Jasper Rasche (RV Neuwied) und Ninja Warrior M setzte. Jasper Rasche war mit seinen elf Jahren einer der jüngsten Starter im Feld und auch Ninja Warrior M ist erst sechs Jahre alt.
Unangefochten war der Titel bei den Ponydressurreitern für Lena Berghaus (RV Neuwied). Mit ihrem neuen Pony Bright Delight B setzte sich die 14-Jährige in allen drei FEI-Prüfungen überlegen an die Spitze, überzeugte in ihrer sehr gut arrangierten Kür und sicherte sich ihr DJM-Ticket. Eine Überraschung war die 15-jährige Viktoria Bell (Amazonen RSG Bitburg): Mit PAV New York ritt sie tolle Runden, holte ihre ersten FEI-Platzierungen und lieferte sich in ihrem letzten Ponyjahr ein enges Duell mit Joules Radovic um die Silbermedaille. Joules Radovic, ein Jahr jünger, musste am Ende mit Wilky May FH mit Bronze vorliebnehmen, freute sich aber wie Lena Berghaus über die DJM-Nominierung.
Überlegener Titel
Ähnlich überlegen mit rund vier Prozent Vorsprung holte Anastasia Thomsen (TGS Lunkeshof) mit Findus den Meistertitel bei den Children, analog zum Bundesnachwuchschampionat auf die Altersklasse U15 ausgeweitet. Die Zwölfjährige gewann zwei der drei Prüfungen, die dritte ging an die spätere Vize-Meisterin Madeleine Christ (RV Distelberger Hof) mit Newbury Turfhorst. Bronze gewann Lena Berghaus, die sich nach zwei durchwachsenen Wertungen mit einer starken Runde im Finale noch nach vorne reiten konnte.
Der Meistertitel für Chrissy Diana Klein (RFV Pirmasens-Winzeln) bei den Junioren war eine Überraschung – die erst 15 Jahre alte Reiterin war 2023 noch in Klasse E und A am Start. Mit ihrem Sir Sammy etablierte sie sich dieses Jahr in Klasse M, gewann auf dem Fröhnerhof ihre erste Prüfung auf diesem Niveau und wurde in den anderen beiden Wertungen Zweite. Die gingen an Greta Louise Wagner (RV Neuwied), die nach einer erfolgreichen Children-Zeit nun bei den Junioren startet. Mit ihrer Fuchsstute Vicky vk kam sie dicht heran und gewann nur knapp die Silbermedaille. Bronze ging an Yara Nowka (RC Hofgut Petersau) mit Kaiserstolz.
Mit dem Bundeskaderwappen
Erstmals mit dem Bundeskaderwappen als neues Mitglied im NK2 ging Martha-Sophia Pickers (RZV Koblenz-Metternich) an den Start: Mit Ferri Rousseau ist sie ein Jahr verfrüht in die U21-Altersklasse gewechselt, gewann die ersten beiden S*-Dressuren und trug damit die Meisterschärpe der Jungen Reiter. Im Vorjahr war sie Junioren-Meisterin. „Ich bin sprachlos und überglücklich“, freute sich die 17-Jährige. Die U21-Reiterinnen lagen so dicht beieinander, dass die Kür einiges umsortierte. Hier zeigten Laura Löcher (FRV Fußgönheim) und Wynton’s Son FRH eine souveräne Leistung, gewannen diese Prüfung und schoben sich damit noch in die Medaillenränge. Die Bronzemedaille gewann die Neu-Rheinland-Pfälzerin Angelina Kehr (PSC Erbes-Büdesheim) mit Fame.
Lena Rex (RC Pfrimmtal Pfeddersheim) und Diamond Donaldo D lagen nach langer Verletzungspause auf Medaillenkurs, doch in der Kür unterliefen zu viele Fehler, Rang fünf am Ende. Neben der über ihre Bundeskadermitgliedschaft gesetzten Martha-Sophia Pickers wurden Laura Löcher, Angelina Kehr und die in der Meisterschaft viertplatzierte Paula Schiebener, die am Finalsonntag ihren 19. Geburtstag feierte, für die DJM nominiert.