Auf dem Gelände des CHIO Aachen um Medaillen zu reiten, ist für viele ein Lebenstraum. Für die besten Nachwuchsreiter Deutschlands ist er vom 21. bis 24. August Wirklichkeit geworden – die Deutschen Jugendmeisterschaften in den Disziplinen Dressur und Springen fanden in der Aachener Soers statt. Im kommenden Jahr fallen die Entscheidungen übrigens in Rheinland-Pfalz beim RFV Zeiskam. „Aachen hat es geschafft, eine tolle Meisterschaft abzuliefern“, sagte Spring-Landestrainer Sepp Gemein. „Es war eine der besten Meisterschaften, seit ich Landestrainer bin.“ Keine Medaillen und nur eine Finalteilnahme, das ist die Bilanz der rheinland-pfälzischen Equipe auf dem Papier. „Die Leistungen unseres kleinen Teams waren besser, als die Rangierungen es aufzeigen“, betonte Sepp Gemein aber, der die zwölf Teilnehmer vor Ort gemeinsam mit Dressur-Landestrainer Bruno Eidam und Landesjugendwart Olaf Geissler begleitet hatte.
Die einzige Finalteilnehmerin war Helena Kornes bei den Children (U14) im Springsattel. Mit Acajou L lieferte die 13-Jährige in den Wertungsprüfungen auf M*-Niveau zwei tolle Nullrunden ab. Im ersten Umlauf des Finales musste ein Zeitfehler notiert werden, im zweiten Umlauf ging Helena Kornes und ihrem erst achtjährigen Wallach etwas die Konzentration aus – eine Unstimmigkeit an der Kombination führte zum Ausschluss, am Ende war es Rang 23. Auf dem 30. Platz landete Alena Schädler – mit einem Zeitfehler aus der ersten und einem Abwurf aus der zweiten Wertung, das zeigt das unglaublich hohe Niveau bei den Children auf diesem Parkett. Die erst zwölf Jahre alte Reiterin verpasste mit Caboto das Finale nur um einen Fehlerpunkt.
Auch Mikka Roth war bei den Jungen Reitern (U21) nicht weit weg vom Finale, das er im Vorjahr erreicht hatte. Zwei Flüchtigkeitsfehler in den beiden Wertungsprüfungen auf S*- und S**-Niveau ließen ihn und Rossmount Flamenco B auf den 24. Platz rutschen, die besten 20 Reiter kamen ins Finale. Naomi Himmelreich und der achtjährige Kannut waren bei den Junioren (U18) im Zeitspringen der Klasse S* dank einer bärenstarken Zeit trotz eines Abwurfs platziert. „Im zweiten Springen hatte sie nach einem doofen Fehler gleich einen Folgefehler und schon war das Finale futsch“, musste Sepp Gemein konstatieren. Am Ende war es der 35. Platz für die 18-Jährige mehrfache EM-Teilnehmerin in ihrem letzten Junioren-Jahr. „Trotzdem war ich mit den Leistungen zufrieden“, sagte der Landestrainer. „Sie haben sich toll verkauft und nächstes Jahr kommt in Zeiskam ein kleines bisschen Glück dazu.“
Schwierige Atmosphäre
Auch Bruno Eidams Dressurreiterinnen haderten mit den Ergebnissen. „Es war einfach nicht so unser Wochenende“, fasste der Landestrainer zusammen. „Die Atmosphäre im großen Stadion und die Umgebung des Dressurplatzes waren beeindruckend und manchmal schwierig für die Pferde.“ Bei den Jungen Reitern (U21) dürfte vor allem Martha-Sophia Pickers, die ihre erste DJM mit dem Bundeskaderwappen bestritt, mehr erwartet haben, doch auch ihr routinierter Ferri Rousseau ließ sich arg beeindrucken und war sehr spannig, sodass die 18-Jährige in der ersten Wertung nicht über 63 Prozent hinauskam. „So wenig Punkte hatte Martha noch nie“, war Bruno Eidam etwas fassungslos – nach dem Training habe er bei allen Reiterinnen noch ein sehr gutes Gefühl gehabt. In der ersten Wertungsprüfung erwischte es auch Paula Schiebener – ihr Deichprinz war so an der Umgebung orientiert, dass er in der Volte stockte und ein Steigen andeutete, was die Richter dazu veranlasste, das Paar abzuklingeln. Beide Reiterinnen konnten sich in der zweiten Wertung mit 65 bzw. 66 Prozent etwas rehabilitieren und belegten am Ende die Plätze 34 und 38.
Dicht davor platzierte sich Laura Löcher als 32. in der Gesamtwertung, nach guten 67 Prozent am ersten Tag drückten Patzer in der zweiten Prüfung ihr Ergebnis mit Wynton’s Son FRH. Das beste Ergebnis der Jungen Reiter lieferte Angelina Kehr. Die 18-Jährige erreichte mit Fame 68 Prozent und 66 Prozent und kam damit auf den 19. Rang.
„Vieles wieder gepasst“
Bei den Ponyreitern ritten Lena Berghaus und Bright Delight B zwei solide Runden, die jeweils mit gut 66 Prozent bewertet wurden. Das war der 26. Platz bei ihrer ersten DJM für die 14-Jährige. Einen richtig schlechten Auftakt erwischte Joules Radovic – ihr Pony Wilky May FH ließ sich massiv von der Umgebung einschüchtern, eine reguläre Prüfung war für die ebenfalls 14-jährige Reiterin kaum möglich, rund 56 Prozent blieben übrig. Mit gut 64 Prozent lief auch hier der zweite Tag besser, Rang 36 am Ende. „Bei den meisten hat in der zweiten Prüfung vieles wieder gepasst“, sagte Bruno Eidam. „Aber man reitet dann eben auch vorsichtiger.“
Die beiden Teilnehmerinnen am Bundesnachwuchschampionat hätten ihre Sache „sehr gut gemacht“, bescheinigte der Landestrainer. Anastasia Thomsen und Findus waren in der Gesamtwertung nach zwei Prüfungen auf L-Niveau am Ende Neunte – „super“, lobte Bruno Eidam die 13-Jährige amtierende Landesmeisterin der Children. Madeleine Christ und Newbury Turfhorst sorgten am zweiten Tag mit sehr guten Noten für Sitz und Einwirkung auf dem sechsten Platz für die einzige Schleife für das rheinland-pfälzische Dressurteam, im Gesamtklassement belegte sie Rang 14. Auch hier war die erste Wertung durchwachsen gelaufen.