Zehn Jahre als Landestrainerin

Seit zehn Jahren ist Silke Theisen Landestrainerin der rheinland-pfälzischen Voltigierer. Die aktive Arbeit an der Longe hat sie aus Zeitgründen aufgegeben, stattdessen ist sie Koordinatorin und Managerin für die Aktiven und die Heimtrainer. Ein Job, den die 51-Jährige aus dem Westerwald erfolgreich ausfüllt – mit Leidenschaft für den Sport, einer großen Portion Bescheidenheit und einem Rucksack für alle Fälle.

Zu den Pferden kam Silke Theisen bereits als Kind. „Meine Eltern haben als Erwachsene mit dem Reiten begonnen“, erinnert sie sich. „Ich bin auch ein bisschen geritten, aber das Voltigieren hat mir immer mehr Spaß gemacht.“ Theisens sportliche Heimat war der RV Neuwied, sie war als Jugendliche aktiv in Klasse A, wie damals die höchste Leistungsklasse noch hieß, und startete mit dem Neuwieder Team bei der Deutschen Meisterschaft in Soltau. Danach gab es eine Zäsur, die Trainerin in Neuwied hatte mit dem DM-Start ihr sportliches Ziel erreicht, die Gruppe löste sich auf. „Ich bin stattdessen beim Tanzen gelandet“, erzählt Silke Theisen. Ein ehemaliger Teampartner aus dem Neuwieder DM-Team war es dann, der sie sechs Jahre später zurück zum Voltigiersport brachte: „Wir haben uns zufällig wieder getroffen und er hat mich motiviert, auf dem Birkenhof für den RV Kurtscheid wieder einzusteigen.“ Neubeginn also in Kurtscheid – Silke Theisen ging wieder in Einzelwettbewerben in der höchsten Leistungsklasse an den Start. Und hier kam sie auch zur Trainerlaufbahn: „Wir waren vier Einzelvoltigierer und jeder von uns hat eine Gruppe trainiert“, erzählt sie. „Nach und nach habe ich weitere Gruppen übernommen und mich mit 26 Jahren dann schließlich fürs Trainerdasein entschieden.“ Das Voltigieren in Kurtscheid entwickelte sich weiter, 2010 wurde sogar der Preis der Besten hier ausgerichtet. Sie habe viel gelernt in Kurtscheid, sagt Silke Theisen, die im Verein bis heute Voltigierwart ist. Zugute kam ihr das zunächst im Fachbeirat Voltigieren, dem sie für den Verband Rheinland-Nassau angehörte. Und dann wurde sie im November 2013 Landestrainerin.

Lange Zeit war Dr. Holger Janssen rheinland-pfälzischer Landestrainer der Voltigierer, auf ihn folgte Kristina Bolz, die das Amt jedoch nach einem halben Jahr wieder abgab und nach Hamburg zog. Silke Theisen wurde vorgeschlagen, da habe sie erst einmal kurz in sich gehen müssen, sagt die gelernte Sparkassenfachwirtin, die eine Geschäftsstelle leitet. Doch sie sagte zu, wollte den Job „übergangsweise“ machen, bis sich ein anderer Landestrainer gefunden habe. Aus dem Übergang sind mittlerweile zehn Jahre geworden. Silke Theisen kennt sich gut aus im rheinland-pfälzischen Voltigiersport, sie ist lange genug dabei. Und als Landestrainerin ist sie erfolgsverwöhnt: Schon von ihrer ersten Deutschen Meisterschaft 2014 kehrte sie mit einer Bronzemedaille durch Mainz-Laubenheim zurück. „Aber das ist Hanne Strübels Erfolg gewesen, nicht meiner“, relativiert sie sofort. Auch das Juniorteam Mainz-Ebersheim bescherte dem Verband tolle Erfolge, gewann den Preis der Besten sowie die Deutsche Jugendmeisterschaft und wurde Vize-Europameister. Ein Saarburger Doppel stand drei Jahre in Folge auf dem DJM-Treppchen, am Ende gekrönt mit Gold. „Der Job wird mir wirklich leichtgemacht, unsere Sportler sorgen jedes Jahr für tolle Erfolge für den Verband.“ Sich selbst sieht Silke Theisen eher als Koordinatorin, der Erfolg liege in Fleiß und Talent von Voltigierer, Pferd und Longenführer begründet: „Die Heimarbeit ist entscheidend. Vor allem in den Teamwettbewerben, wenn man sechs Sportler auf dieses Niveau bringen muss – das ist die Königsdisziplin.“

Der Austausch mit den Heimtrainern ist Silke Theisen wichtig, bei den Winterlehrgängen ist sie immer dabei. „Wichtig finde ich eine gute Gemeinschaft im Verband trotz Konkurrenz“, betont sie. Als bei der DJM das Doppel aus Daun aufgrund der kurzfristigen Nominierung ohne Longenführerin dastand, sprang Carolin Noner aus Saarburg ein – „das ist der Zusammenhalt, den ich mir wünsche“. Für sie selbst sei die Nominierungsphase die härteste Zeit: „Die Absage-Telefonate fallen mir wirklich schwer, denn jeder hat sein Bestes gegeben und es muss so viel passen, dass man einfach als Sportler nicht weiß, ob man im nächsten Jahr noch mal auf diesem Niveau eine Chance hat.“ Was Silke Theisen leicht fällt, ist die ehrliche und aufrichtige Begeisterung für die Erfolge „ihrer“ Sportler. Als Hannah Steverding mit dem Kölner Team WM-Gold gewann, „da habe ich mich riesig gefreut“, sagt Silke Theisen. „Schließlich begleite ich Hannah seit zehn Jahren im Landeskader. Ich fiebere bei jedem mit.“

Optimistisch sei sie für die Saison 2024, sagt die Landestrainerin. „Es wird schon etwas Gutes dabei herauskommen.“ Die Deutsche Meisterschaft und die Deutsche Jugendmeisterschaft sind als Ziele und Höhepunkte klar. Silke Theisen wird vorbereitet sein: „Ich habe immer einen Rucksack dabei, da ist wirklich alles drin: Pflaster, Nähzeug, Haarspray, Bürsten und und und. Der Rucksack ist typisch für mich.“ Das gehört auch zum Job der Landestrainerin – mal kurzfristig ein Trikot nähen, Haare richten, Kleinigkeiten verarzten. Und mindestens das ist dann Silke Theisens Anteil an den Erfolgen der rheinland-pfälzischen Voltigierer.

Foto: Andreas Danner

Eva Schaab

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